Gesunde Ernährung von A-Z: von (T) wie Tomate und (U) wie Urdinkel
Ein Beitrag von Francisca Marthaler, BSc Ernährungsberaterin FH SVDE
Ines Baltissen, BSc Ernährungsberaterin FH SVDE und Delegierte EUROPA DONNA Schweiz
Der Inhaltsstoff Lycopin verleiht der Tomate nicht nur die schöne rote Farbe, sondern hat auch weitere positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Ausserdem erfahren wir auch gleich noch mehr zum zertifizierten Urdinkel.
T-wie Tomate
Die Tomate gehört botanisch zur Familie der Nachtschattengewächse und stammt ursprünglich aus Südamerika.
Ihre rote Farbe wird durch das Lycopin hervorgerufen. Der Gehalt an Lycopin kann bis zu 20mg/100g betragen. Unter anderem enthält die Tomate Kalium, Vitamin C und Tocophenole. Zu 95% besteht die Tomate aus Wasser.
Lycopin gehört zur Klasse der Carotinoide und kommt hauptsächlich in Tomaten, Tomatenprodukten (Tomatensaft, Tomatenmark, Ketchup etc.) vor. Um Carotinoide im menschlichen Körper aufnehmen zu können muss die umliegende Zellstruktur zerstört werden, damit die Carotinoide freigesetzt werden können. Dies wird erleichtert durch mechanische Verarbeitung (klein schneiden oder gutes Kauen) oder durch Erhitzen des Lebensmittels. Die Aufnahme der Carotinoide ist aus Saft oder Mark höher als aus Rohgemüse. (Gärtner et al., 1997). So findet man in Ketchup und Tomatenpasten bis 17mg/100mg Lycopin, während die Werte bei rohen Tomaten im Schnitt nur bei 3mg/100g liegen. Ausserdem sind Nahrungsfette für die Aufnahme von Carotinoiden im menschlichen Körper wichtig! Ohne Fett werden sie nur geringfügig aufgenommen und zum grössten Teil mit dem Stuhl ausgeschieden.
Vielleicht hilft diese Erkenntnis mancher Mutter ein Auge zuzudrücken, wenn ihr Sprössling wieder einmal Pommes mit Ketchup bestellt. Sicher enthält das Ketchup viel Zucker aber eben auch das wertvolle Lycopin!
Zahlreiche epidemiologische Studien konnten zeigen, dass ein erhöhter Konsum von Lycopin, welches in Tomaten und daraus hergestellten Produkten vorkommt, das Risiko an bestimmten Krebsarten zu erkranken vermindert. Allerdings zeigte sich die Wirkung nur beim Verzehr von Tomaten und daraus hergestellten Produkten, nicht aber bei der Einnahme als Nahrungsmittelergänzung. Dieser Zusammenhang wurde vor allem für Lungen-, Magen-, Prostata- und Brustkrebs gezeigt.
Diese antikanzerogene Wirkung konnte auch in Tier- und Zellkulturstudien bestätigt werden. So hemmt Lycopin das Zellwachstum von Gebärmutter-, Brust- und Lungenkrebs oder von Leukämiezellen (Levy et al., 1995.,countryman et al., 1991).
In Tiermodellen führte die Verabreichung von Lycopin z.B. zur Reduktion von induziertem Brustkrebs (Shavoni et al.,1997)
Hingegen konnte die Wirksamkeit von Lycopin nur in wenigen humanen Interventionsstudien gezeigt werden. Kucuk et al konnten in einer Studie einen möglichen Zusammenhang aufzeigen, dass Lycopin eventuell eine Antitumorwirkung besitzt und Standardkrebstherapien wie Bestrahlung oder Chemotherapie unterstützen könnte.
U wie Urdinkel
Urdinkel ist die Bezeichnung für Dinkel aus streng vorgegebenem Anbau, welcher von der Interessengemeinschaft Dinkel 1996 in der Schweiz gegründet wurde. Das Label garantiert die alten schweizer Dinkelsorten, Oberkulmer Rotkorn sowie Ostro, die ohne Kreuzung mit modernem Weizen in der Schweiz angebaut werden. Es handelt sich beim Urdinkel somit um alte Dinkelsorten, welche über Jahrhunderte in Europa kultiviert wurden. Vermutlich entstand der Dinkel ursprünglich aus Emmer und Zwergweizen. Älteste Funde reichen bis in die späte Steinzeit. Ab ca. 1500 v.Chr. begann der Dinkelanbau in ganz Europa. Er gedieh auch nördlich der Alpen und wurde deshalb zu Römerzeiten als «Korn der Alemannen» bezeichnet. Bis ca. 1900 wurde in der Schweiz noch eine beachtliche Fläche mit Dinkel angesät. Knapp 100 Jahre später fand man ihn fast nicht mehr. Aufgrund der eher kleineren Erträge und der aufwändigeren Ernte wurde der Dinkel durch den Weizenanbau verdrängt. Der Dinkel gehört zur Familie der Süssgräser aus der Gattung Weizen, und ist somit nah verwandt mit unserem viel konsumierten Brotgetreide.
Seit einigen Jahren nun erlebt der Dinkelanbau in der Schweiz eine Renaissance. Dinkel enthält im Vergleich zu Weizen neben ähnlich vielen Kohlenhydraten mehr Zink und Magnesium, ist reich an essenziellen Aminosäuren, mehrfach ungesättigten Fettsäuren sowie den Vitaminen A, B2, B6 und E. Daneben zählen die cholesterinsenkenden, löslichen Nahrungsfasern wie Beta-Glucan zu den wichtigen Merkmalen des Dinkels. Obwohl der Dinkel mehr Klebereiweiss enthält als Weizen, erfordert die Teigherstellung eine grössere Sorgfalt damit das fragile Klebegerüst intakt bleibt. Dies ist ein wichtiger Faktor für ein gutes Backergebnis. Dinkel wird neben der Brotherstellung auch für andere Backwaren und Teigwaren verwendet.
Der Urdinkel garantiert eine alte Dinkelsorte deren Anbau in einem Pflichtenheft für die Produzenten klar geregelt wird. Er wird nach IP Suisse und Bio Suisse Standards produziert und wächst in einem kleinen Umkreis der zertifizierten Mühlen. Backwaren und Produkte die Urdinkel enthalten erkennt man am ovalen Label. Reine Dinkelprodukte werden von Personen, die Verdauungsbeschwerden bei Weizen bekunden, oft besser vertragen.