Katharina

 
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Mitglied EUROPA DONNA Schweiz

 

Steckbrief

  • Katharina, Kanton Bern 1976

  • verheiratet, Mutter von 2 Knaben

  • 2018 triple negatives Mammakarzinom, Lymphknotenmetastase

  • Therapien: Chemotherapie, brusterhaltende Operation und Bestrahlung

  • Ja, ich bin offen für einen Austausch -> Kontaktiere EUROPA DONNA


Vertrauen in meine Intuition verloren

„Ich bilde mir diesen Knoten in der rechten Brust doch nur ein!“ ertappte ich mich beim Gedanken auf dem Weg zur Besprechung der Biopsie. So wenig Vertrauen hatte ich mittlerweile in meine Intuition. In den 3 Monaten zuvor hatte ich bereits mehrere Male den Arzt aufgesucht wegen unguten Gefühlen und diversen ungewöhnlichen Symptomen. Schliesslich habe ich mich mit einer emotionalen Erschöpfung abgefunden und versuchte, mein Leben etwas ruhiger zu gestalten.

Nun sass ich im Ärztezimmer und nahm gefasst die Diagnose Brustkrebs entgegen. Anfangs verspürte ich Erleichterung: ich kann mich doch auf mein Empfinden verlassen! Erst auf dem Heimweg wurde mir das Ausmass dieser Nachricht bewusst. Ich wusste, was auf mich zukommen würde, hatte ich doch bereits als Angehörige diverse Krebserkrankungen miterleben müssen.

Die eigene Regie abgeben

Bisher hatte ich mein Leben im Griff. Ich war eine Macherin, zielstrebig, energiegeladen und mit Herzblut in der Familie und meinem Job aktiv. Meine Selbständigkeit wollte ich auch im Bewältigen der Krankheit behalten, und doch entzog mir meine neue Realität mehr und mehr die Eigenregie. Ausgeliefert der Medizin, der nüchternen Professionalität und der Strapazen meiner Therapien kämpfte ich mich immer wieder in die Macher-Position zurück. Ich organisierte den Alltag unserer Buben (7 und 9), arbeitete weiterhin stundenweise als Teamleiterin und suchte verzweifelt nach Menschlichkeit bei den vielen Medizinern. Während diesem kräfteraubenden Treiben wuchs das Bewusstsein, dass mich meine Situation etwas lehren kann. Das Kranksein zeigte mir einen radikalen Weg, mich nun endlich meiner schwachen Seite zu stellen, diese anzunehmen und zu pflegen.

Auseinandersetzung mit mir

Durch die Begleitung meiner Freundin, einer Cancer Survivor, konnte ich an den Kern meiner Lebensenergie, meinen Schwächen und Stärken und zu mir selbst finden. Mit ihr tauschte ich die schmerzhaftesten Gedanken und Ängste aus, vor denen ich meine Nächsten schützen wollte. Dabei nahm meine Selbstwahrnehmung zu und das Vertrauen in mich wuchs langsam und stetig.

Wenn die Energiereserve bis zum Lebensnerv aufgebraucht ist

Die Bestrahlung als Abschluss meiner Behandlung musste ich mit einer Atemtechnik ausführen. Wider Erwarten beanspruchte sie meine Konzentration und meinen Körper enorm. Auch hier vermisste ich schmerzlich etwas Menschlichkeit und Fürsorge. Die Radiotherapie entzog mir den aller letzten Rest meiner Energie. Aus jeder meiner Zellen schwand, was nicht schon aufgebraucht war.

Vorbei und doch erst am Anfang

Zwar krebsfrei jedoch mit meinen Kräften am Ende, sollte der normale Alltag wieder beginnen. An Arbeit ausserhalb der Familie war nicht zu denken. Wie so oft von Betroffenen bereits gehört, fehlte abrupt jegliche Unterstützung. Somit organisierte ich mir selbst eine 2-wöchige Kur am Bodensee zur Erholung und Aufarbeitung der einschneidenden Ereignisse der vergangenen 10 Monate. Die Zeit nur für mich in einer wohlwollenden, verständnisvollen Umgebung liess mich aufatmen und brachte mich zu einer Entscheidung:

Gerne hätte ich mein Leben so wie früher fortgesetzt. Ich sehnte mich nach meinem Tatendrang und meiner Leichtigkeit. Doch ich wusste ganz tief in mir, das Leben bot mir jetzt die Chance, noch erfüllter und achtsamer unterwegs zu sein.

Da stand ich am Anfang eines anstrengenden, intensiven Weges in einen neuen Alltag.

Heute, mehr als 2 Jahre nach meiner Diagnose, bin ich noch immer auf dem Weg. Es ist herausfordernd, bewusst die alten Muster abzulegen und mutig Neues zu wagen. Doch es ist auch spannend! Es ist wie das neugierige Entdecken einer unbekannten Gegend in meiner Heimat.

 

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Claudia Altmann-Pospischek

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Mahelle Debza