Gabriela Wyler
Delegierte Kanton Bern & Patient Advocate
Steckbrief
Gabriela, wohnhaft in Bern, *1960, Witwe
Sprachen: Deutsch, English, Italienisch, Französisch
Erstdiagnose 06/2010: abladiertes Mammakarzinom links, Stadium pT2(m:2) pN2(10/23), lobuläres in situ-Karzinom sowie ein invasiv lobuläres Adenokarzinom G2, Hormonrezeptor-positiv und HER-2+
Therapien: 2010 Mastektomie beidseitig und Rekonstruktion, 2011 Implantate beidseitig, Chemotherapie, Radiobestrahlungen, Hormontherapie
offen für Fragen und Austausch -> Kontaktiere EUROPA DONNA
10 Jahre! Und ich lebe noch 😊
2009/10 waren die schlimmsten Jahre meines schönen Lebens. Im Juli 2009 verstarb mein Mann nach 6,5 Jahren Krebsleiden. Eine sehr lange Zeit, in der wir immer hofften und sicher waren wir würden immer zusammenbleiben können.
3 Monate nach seinem Tod, der mich körperlich und seelisch enorm reduzierte, hatte ich wieder etwas Zeit für mich und um mich und meine Gesundheit zu kümmern. Meine Gynäkologin überwies mich dann auch zu einem Routine-Mammographie-/Ultraschall-Termin. Bei dem dann auch alles im Grünen war.
Ein halbes Jahr später spürte ich einen Stich in der linken Brust und meinte, es wäre etwas in meinem Sport-BH. Ich merkte, dass es in der Brustwarze stach. Ich rief sofort meine Gynäkologin an um einen Untersuchungstermin zu vereinbaren (im Nachhinein fragte ich mich schon warum ich sofort zum Telefon griff, um es zeigen zu wollen?!). Die Praxisassistentin bat mich, gerade sofort vorbeizuschauen. Ich fand das etwas überstürzt, es war ein Freitagmorgen. Auch am darauffolgenden Wochenende hatte ich keine Angst und dachte nie an etwas Schlimmes. Wieso auch? In meiner Familie hatte bis jetzt noch niemand Krebs. Ich bin genetisch also gar nicht vorbelastet. Ich war und bin immer fit, sportlich, sehr schlank, ich rauche nicht und lebe gesund…
Doch dann begann der Untersuchungsmarathon und nach jeder neuen Untersuchung, Biopsie, etc. schien ich dem Tode näher zu stehen…
Die Zeit heilt viele Wunden
Vieles, was danach geschah, habe ich zum Teil wirklich vergessen. Obwohl ich damals dachte, dass ich da nie mehr rauskomme, das alles mein Leben lang NIE vergessen würde! Es war kein Sonntagsspaziergang, echt nicht! Alles alleine durchzustehen, ohne meinen lieben Mann an meiner Seite, der mich genau so unterstützt hätte wie ich ihn all die Jahre zuvor.
Da ich immer sehr viel Sport getrieben hatte, half mir dieser auch über diese Zeit hinweg. Ich gab irgendwie nicht auf. Obwohl natürlich meine ersten Gedanken waren, meinem Mann zu folgen.
Doch, wie meine damalige Onkologin sagte: «Stellen sie sich vor wie es wäre, wenn sie einen Marathon laufen. Sie kennen das: sie haben Hochs und Tiefs, an denen sie ans aufgeben denken. Und dann geht’s weiter und sie kommen endlich aber glücklich ins Ziel und sehen nur noch was sie Unglaubliches geleistet haben. Sie werden das Schlimmste vergessen.»
«Niemals!», dachte ich, «werde ich vergessen was alles mit mir geschah». Aber die Zeit heilt tatsächlich unsere Wunden! Obwohl man das während der angstvollen Zeit nicht wirklich glauben kann. Und es kam und kommt wieder. Heute bin ich anders glücklich als früher. Ich bin sicherlich ein anderer Mensch als vor den einschneidenden Lebensabschnitten. Aber es geht mir sehr gut, ich habe keine Beeinträchtigungen und ich mache so viel oder mehr Sport als früher. Ich kann alles machen was ich möchte, und das macht mich zufrieden und glücklich.
Ich möchte allen Betroffenen genau das mitteilen: nämlich, dass das Leben auch nach einer schrecklichen Diagnose wieder schön und lebenswert sein kann.
Ich wäre sehr froh gewesen, hätte ich die Frauen mit ähnlichem Schicksal schon damals gekannt. Ich wusste nichts von EUROPA DONNA, einer tollen Organisation mit ganz wunderbar lieben und engagierten Frauen, die alle ihre Lebensfreude wiedergefunden haben.