Donatella Corbat

 
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Präsidentin von EUROPA DONNA Schweiz & Geschäftsstelle

 
 

2001 - ein annus horribilis – wird mir immer in Erinnerung bleiben, nicht nur wegen des Anschlags auf das World Trade Center oder des Swissair Groundings. In diesem Jahr erhielt ich die Diagnose Brustkrebs. Ich werde die Angst nie vergessen, als ich überzeugt war, mein Todesurteil erhalten zu haben.

Seither sind viele Jahre vergangen, und ich bin immer noch da. Sicher haben mich meine positive Lebenseinstellung und mein Sinn für Humor (auch schwarzer) unterstützt, Operationen, Chemo, Bestrahlungen und die vielen anstrengenden Therapien gut zu überstehen und nie die Hoffnung aufzugeben.

 

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass viele Frauen – betroffene und nicht betroffene – zu unserem Verein stossen und helfen, die Ziele von EUROPA DONNA voranzubringen. Es gibt auch in unserem Land noch sehr viel zu tun!
— Donatella Corbat

 

2004 wurde ich Mitglied von EUROPA DONNA Schweiz, und mit anderen motivierten Frauen gründete ich die Regionalgruppe Bern.

Seit 2012 bin ich Präsidentin des Vereins in der Schweiz. Mein Engagement für das Thema Brustkrebs hat meine eigene Krankheit in den Hintergrund gerückt. Ich habe grosse Freude am Austausch mit Frauen im In- und Ausland, an der Teilnahme an internationalen Kongressen und an der spannenden Arbeit mit den anderen Vorstandsmitgliedern und den Delegierten von EUROPA DONNA Schweiz.


Aargauer Zeitung, Foto von S. Bodmer

Aargauer Zeitung, Foto von S. Bodmer

Politisches Engagement

Mit Eva Aeschimann (†2017), die der Berner Regionalgruppe beigetreten war, verband mich nicht nur die Krankheit, sondern auch der starke Wille, etwas politisch zu bewirken. Ausser dem Kanton St. Gallen bot damals kein anderer Deutschschweizer Kanton ein qualitätsgesichertes Früherkennungsprogramm für Brustkrebs an. Wir mussten handeln! Briefe gingen an die Behörden und Motionen wurden im Grossen Rat eingereicht, Medienmitteilungen wurden verschickt und Leserbriefe geschrieben. Später kamen die Mahnwachen vor dem Rathaus in Bern dazu.

Los Angeles Times, Foto Peter Klaunzer, Associated Press

Los Angeles Times, Foto Peter Klaunzer, Associated Press

Aktion- BH

2008 wollten wir mit einer bewegenden und Aufsehen erregenden Aktion auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Die Idee, 1500 BHs an einer langen Wäscheleine vor dem Bundeshaus aufzuhängen, kam uns zufällig. 1500 Büstenhalter, symbolisch für die 1500 Frauen, die damals jedes Jahr in der Schweiz an Brustkrebs starben. Allen Unkenrufen zum Trotz lancierten wir uns in dieses Abenteuer und riefen zur Sammlung von BHs auf.

Lediglich mittels Mundpropaganda und dem Versand von selbst hergestellten Aktions-Flyern erreichten wir innert weniger Wochen Frauen im ganzen Land. Die ersten BHs trafen am 7. Juli ein. Das gemietete Postfach mit der Glückszahl 13 wurde bald zu klein, und wir waren gezwungen, zwei Mal pro Tag mit dem Auto zur Post zu fahren, um die vielen Pakete abzuholen, manchmal 400 am Tag. Innert 4 Wochen hatten wir bereits unser Ziel erreicht.

Die Sammlung wurde trotzdem weitergeführt, da wir die grosse Solidarität nicht stoppen wollten. Die vielen Kartons mit den Tausenden, nach Farbe sortierten, BHs stapelten sich in der Garage.

Nachdem die Medien in der Schweiz informiert worden waren, begannen sich Journalisten für die Aktion, aber vor allem für die BHs zu interessieren, und es verging kein Tag, an dem nicht über unsere Sammlung gesprochen wurde. Von nun an, wurden wir von einer riesigen Solidaritätswelle überrollt. Ausser den Tausenden von BHs erhielten wir viele Briefe und Karten von Betroffenen und Angehörigen aus dem In- und Ausland.

Am 20. Oktober 2008 gingen wir mit 18 848 BHs auf den Bundesplatz. An sieben 50 m langen Wäscheleinen hingen 1500 BHs.  Die restlichen Solidaritäts-BHs wurden in Stehvitrinen ausgestellt oder auf einen Berg in der Mitte des Platzes aufgetürmt.

Medien aus dem In- und Ausland berichteten über die Aktion, und die Bilder der wehenden BHs gingen um die Welt.

Am 27. Mai 2009 entschied der Nationalrat, dass die Kosten für die Mammografie zur Früherkennung von Brustkrebs definitiv von den Krankenkassen übernommen werden müssen. Sogar Bundesrat Pascal Couchepin gab seinen anfänglichen Widerstand auf.

Als in den TV-Nachrichten die Bilder unserer Aktion gezeigt wurden, mit dem Kommentar: «Es scheint, als hätten die BHs nicht umsonst vor dem Bundeshaus im Wind geflattert» erfüllte uns das mit grossem Stolz.

Eine Aktion, initiiert von zwei betroffenen Frauen, mit der Unterstützung von Angehörigen und vielen Freundinnen und Freunden, hatte Wirkung gezeigt.

 
 
Foto: Julia Curty

Foto: Julia Curty

 
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Prof. Dr. med. Monica Castiglione

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Claudia Altmann-Pospischek