Sind 7 Jahre die optimale Dauer der Hormontherapie bei postmenopausalen Frauen?

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Ein Beitrag von Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin FMH

Die optimale Dauer der Hormontherapie bei postmenopausalen Frauen mit Tumoren, die Hormonrezeptoren aufweisen, ist bisher unbekannt. Bei den meisten Patientinnen werden 5 oder 10 Jahre gewählt. Eine neue Studie (ABCSG-16/SALSA) der Österreichischen Brust-Gruppe bringt nun neue Erkenntnisse.


Quelle: N Engl J Med 2021; 385:395-405


3‘484 Patientinnen, die bereits 5 Jahre lang eine Hormontherapie erhalten hatten (die eine Hälfte hatte Tamoxifen, die andere Hälfte Aromatasehemmer oder Tamoxifen plus Aromatasehemmer in Sequenz erhalten) und die kein Rezidiv erlitten hatten, wurden in 2 Gruppen randomisiert (Randomisierung = Zufallszuteilung): Eine Gruppe erhielt weitere 2 Jahre eine Hormontherapie mit einem Aromatasehemmer, die andere Gruppe 5 Jahre.

Welche Patientinnen wurden in die Studie eingeschlossen?

  • Postmenopausale Frauen

  • Patientinnen mit Tumoren, die Hormonrezeptoren aufwiesen

  • Patientinnen, die bereits 5 Jahre Hormontherapie erhalten hatten

  • Patientinnen, die bis zum Eintritt in die Studie kein Rezidiv erlitten hatten

  • 73% der Patientinnen hatten einen kleinen Tumor (T1= kleiner als 2 cm)

  • 67% hatten keinen Befall der axillären Lymphknoten

  • 71% hatten nach der Operation keine Chemotherapie erhalten

Zusammenfassend hatten die Patientinnen ein mittleres Rezidivrisiko.

Wie sind die Resultate der Studie?

Nach einer Beobachtungszeit von circa 10 Jahren hatten in beiden Gruppen 20.9% der Patientinnen ein Rezidiv, 87% waren in beiden Gruppen am Leben. Kein Unterschied konnte beobachtet: werden: Eine längere Therapie konnte die Resultate nicht weiter verbessern.

Wie waren die Resultate bei Patientinnen-Untergruppen?

Keine Subgruppe von Patientinnen (definiert nach Alter, Tumorgrösse, Befall von axillären Lymphknoten oder nicht, etc.) zeigte einen statistisch signifikanten Vorteil für die längere Behandlung.

Wie war die Compliance mit der Therapie?

80% der Patientinnen in der 2-Jahre-Gruppe nahm die Therapie konsequent bis zum 2. Jahr ein. In der 5-Jahre-Gruppe waren es nur ca. 67% der Patientinnen, welche die Therapie konsequent bis zum 5 Jahr weiterführten.

Wie waren die Nebenwirkungen der Therapie?

Wie zu erwarten, war das Risiko für Knochenfrakturen in der Gruppe, die 5 Jahre mit Aromatasehemmern behandelt wurde, 6.3% versus 4.7% für Patientinnen, die 2 Jahre Aromatasehemmer erhielten. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden ebenfalls häufiger in der 5-Jahre-Gruppe (40.2%) als in der 2-Jahre-Gruppe (26.5%) beobachtet.


Diese Studie untersuchte eine Gruppe von Patientinnen mit einem mittleren Rezidivrisiko. Bei ihnen bringt eine längere Hormontherapie von insgesamt 10 Jahren keine Vorteile, im Vergleich zu einer von 7 Jahren Dauer. Mehr Nebenwirkungen werden mit 10 Jahren beobachtet. Deswegen kann man bei diesen Patientinnen eine maximal 7-jährige Therapie planen. Vorsicht ist geboten für Patientinnen mit einem höheren Rezidivrisiko. Bei ihnen könnte eine längere, 10-jährige Hormontherapie durchaus vorteilhaft sein.
— Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin FMH

ABCSG 16 / S.A.L.S.A. STUDIE

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